Die Toten mahnen uns zum Frieden! (Gedenkfeier zum „Volkstrauertag“)
Am 17.11.2024 fand unter der Leitung von Pfarrer Christian Plitzko auf dem deutschen Friedhof in Alt-Kairo die Gedenkfeier „Volkstrauertag“ statt. In das inhaltliche Programm waren die Klassen 10a und 11d, durch Musikstücke, Fürbitten, Gebete und einen Redebeitrag, eingebunden.
Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Arabischen Republik Ägypten Jürgen Schulz erinnerte in seiner Rede an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft und legte zusammen mit dem Militärattaché einen Kranz nieder.
Im Folgenden die Fürbitten und Gebete, die von Sherifa Mourad, Naela Saad , Mirette Bestawros und Halla Bakkar vorgetragen worden sind und die gehaltene Rede von Nadia Abbas und Tarek Abdel Azis als Redemanuskript (11d)
Sehr geehrter Herr Botschafter,
Sehr geehrte Damen und Herren,
heute ist Volkstrauertag, ein Tag, der uns daran erinnert, den Opfern von Krieg und Gewalt zu gedenken. Zu Beginn wusste ich selbst nicht, dass dieser Tag existiert oder was er bedeutet. Doch heute verstehe ich, dass es vor allem darum geht, die Erinnerung an all jene zu ehren, die in Konflikten ihr Leben lassen mussten.
Ich wage zu behaupten, dass weder ich noch die meisten meiner Altersgenossen wirklich verstehen, was Krieg bedeutet. Wir sind in unserer Gesellschaft nur selten direkt mit Krieg konfrontiert; er findet nicht unmittelbar vor unseren Augen statt. Wir hören jedoch häufig von militärischen Auseinandersetzungen und Konflikten, was oft dazu führt, dass wir abstumpfen und uns kaum noch mit den tatsächlichen Konsequenzen des Krieges befassen.
Im Verlauf der Geschichte hat sich die Art der Kriegsführung stark verändert. Krieg kann viele verschiedene Formen annehmen, doch eines bleibt immer gleich: Jeder Krieg fordert Opfer.
Auch wenn wir in einer privilegierten Situation leben und Krieg nicht aus erster Hand erfahren, sind wir alle schon einmal mit dem Tod in Berührung gekommen. Ein Ort wie dieser hier ist erfüllt von der Erinnerung an das Vergangene und von der Aura des Todes. Ich denke jedoch, dass Tod nicht immer nur Trauer bedeuten muss. Hier ruhen 176 deutsche Soldaten des Ersten Weltkriegs, die mit der Überzeugung in den Krieg zogen, ihre Pflicht zu erfüllen, ihre Familien zu schützen und das Wohl der Gemeinschaft über das eigene zu stellen, um die Zukunft ihres Landes zu sichern.
Diese gefallenen Soldaten verdienen nicht nur Trauer, sondern Anerkennung für ihr Opfer, ihre Bereitschaft, ihr Leben zu geben – unabhängig davon, wie sinnvoll der Erste Weltkrieg im Nachhinein betrachtet war. Jeder gefallene Soldat sollte im Gedächtnis seines Volkes weiterleben. Aus diesem Grund ehren wir die Opfer von Kriegen jedes Jahr, zwei Sonntage vor dem ersten Advent.
Gleichzeitig mahnt uns die Erinnerung an die Verstorbenen, den Wert des Lebens zu achten und den Schutz des menschlichen Lebens als oberstes Ziel zu betrachten. Die Toten von gestern sollten uns den Weg zu einer friedlicheren Zukunft weisen. Bundespräsident Steinmeier sagte zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion im Jahr 2021 treffend: „Nur wer die Spuren der Vergangenheit in der Gegenwart lesen lernt, kann zu einer Zukunft beitragen, die Kriege vermeidet, Gewalt ablehnt und ein friedliches Miteinander in Freiheit ermöglicht.“
Leider fordert auch heute noch Krieg das Leben vieler Unschuldiger. Obwohl wir keinen Weltkrieg mehr erleben, sterben weiterhin Millionen Menschen durch Konflikte in verschiedenen Regionen der Welt. Als Lebende tragen wir die Verantwortung, das menschliche Leben über alles zu stellen und uns dafür einzusetzen, dass alle Menschen in Frieden leben können.
Lassen Sie uns heute innehalten und der Opfer von Kriegen gedenken. Lasst uns bewusst machen, dass ihre Zahl stets weiter wächst, und ihnen diesen verdienten Tag widmen.
Die Klasse 10a sang zusammen mit der Solistin Fatma Abdel Aleem die Lieder „Imagine“, „We shall overcome“ und „Von guten Mächten“ und sorgte für einen friedvollen, musikalischen Rahmen.